Seit vielen Jahren bietet die Carl-Oelemann-Schule (COS) der Landesärztekammer die überbetriebliche Ausbildung sowie ein breites Fortbildungsspektrum für Medizinische Fachangestellte (MFA) an. Warum ist es so wichtig, junge Menschen für diesen Beruf zu qualifizieren?

Prof. Dr. med. Alexandra Henneberg:

Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das A und O für eine Arztpraxis. Die Landesärztekammer Hessen ist nicht nur zuständige Stelle für den staatlich anerkannten Ausbildungsberuf Medizinische Fachangestellte/Medizinischer Fachangestellter, sie macht sich mit dem breitgefächerten Bildungsangebot der Carl-Oelemann-Schule in Bad Nauheim auch für die ausbildungs- und berufsbegleitende Qualifikation in dem medizinischen Assistenzberuf stark.

MFA unterstützen die Ärztin oder den Arzt, organisieren die Praxis und alles, was mit der Patientenversorgung zusammenhängt und zu einer erfolgreichen Praxisführung gehört. Dafür benötigen sie ein erhebliches Know-how, das in Hessen sowohl in den Ausbildungsbetrieben und der Berufsschule als auch im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung und in Form von Fortbildungslehrgängen an der COS angeboten wird. Um hier kontinuierlich und zukunftsorientiert ein hohes Niveau garantieren zu können, arbeiten Ehrenamt und hauptamtliche Schulleitung eng zusammen.

Wie im Hessischen Ärzteblatt 1/2023 berichtet, ist zum 1. November 2023 die Satzungsänderung der COS in Kraft getreten. Analog zu den Satzungsänderungen der Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung wurde das bisherige Gremium „Vorstand der Carl-Oelemann-Schule“ in „Ausschuss Carl-Oelemann-Schule“ umbenannt. Was waren die Gründe dafür und was hat sich geändert?

Henneberg: „Das Leben ist wie Fahrradfahren: Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben“, mit diesen Worten Albert Einsteins lässt sich die Entwicklung kommentieren. Zunächst einmal sind wir zahlenmäßig „leichter“ und damit beweglicher und handlungsfähiger geworden: Wie die Beratungen zur Satzungsänderung ergeben hatten, besteht kein Bedarf mehr an einem zusätzlichen Beirat des Gremiums. Bei komplexen Themenfeldern werden wir künftig temporär Sachverständige und ggf. auch Fachausschüsse in die Beratungen einbeziehen.

Natürlich war der Beirat in stabileren Zeiten eine zuverlässige Stütze für die Arbeit des Vorstandes der COS. Dafür bin ich dankbar! Spätestens die Corona-Pandemie hat uns aber gezeigt, dass wir mit schnellen Veränderungen optimal zurechtkommen müssen. Um auch hier der beratenden Tätigkeit des COS-Ausschusses für das Präsidium gerecht zu werden, ist es wichtig, hoch spezialisierte Experten kurzfristig für wichtige Fragestellungen hinzuziehen zu können, um so die verdichtete Arbeit in einer sich schnell wandelnden Gesundheitslandschaft zu bewältigen.

Hat die Bedeutung einer anspruchsvollen und praxisnahen Fortbildung in jüngerer Zeit zugenommen?

Henneberg: Ja, auf jeden Fall. Das hängt zum einem mit den steigenden Anforderungen in der Patientenversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft und zum anderen mit dem Fachkräfte- und Ressourcenmangel im Gesundheitswesen zusammen. Da dies auch die Bildungslandschaft im Gesundheitswesen ganz erheblich tangiert, muss die Carl-Oelemann-Schule in der Lage sein, flexibel auf die Entwicklung zu reagieren.

Notlösungen, wie qualitativ minderwertige Fortbildungen oder die Zulassung von Personen ohne eine fundierte medizinische Berufsausbildung zu Qualifizierungslehrgängen lehnen wir ausdrücklich ab. Sie sind das falsche Mittel, da sie sich negativ auf die Zukunft in der Patientenversorgung auswirken. Der aus hoch engagierten und praxiserfahrenen Mitgliedern bestehende Ausschuss Carl-Oelemann-Schule wird sich auch in dieser Wahlperiode intensiv mit den damit verbundenen, vielschichtigen Themen befassen, um qualitätssichernde Bildungsangebote zu erarbeiten und anzubieten. Mit dieser klaren Zielsetzung startete der neu berufene Ausschuss in seiner ersten Sitzung am 8. November 2023 in die Arbeitsphase der Wahlperiode 2023–2028.

Interview: Silvia Happel, Schulleiterin COS, Katja Möhrle