Gestern kam ein Patient für den Schockraum unserer Notaufnahme: Liegetrauma, Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma bei einem Glasgow Coma Score (GCS) von 4 Punkten mit Wunde am Hinterkopf. Der Notarzt hatte bereits intubiert, im EKG fiel eine Breitkomplextachykardie auf.

Bei Schockraumalarmierung warten in der Regel Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachabteilungen sowie ZNA/Anästhesie-Pflege und MTRA auf die Ankunft des Rettungsdienstes. Nach kurzer Übergabe wird der Patient umgelagert und jeder übernimmt die ihm zugewiesene Aufgabe (Atemweg sichern, Kreislaufstabilisierung, neurologische/neurochirurgische/internistische/unfallchirurgische Beurteilung, FAST-Sonographie, Venenzugang/Labor, administrative Aufnahme, Anmeldung, Diagnostik etc).

„Zusammenarbeiten, zusammendenken, geschlossen auftreten“

Die Kommunikation erfolgt idealerweise im Closed-Loop-­System, so dass jeder weiß, wo man im Moment steht. In diesem Fall war bei Liegetrauma und auffälligem EKG bereits der Verdacht einer Hyperkaliämie präklinisch gestellt worden. Dieser Patient war dank dieser Zusammenarbeit innerhalb von 20 Minuten untersucht, die Hyperkaliämie von 10,8 mg/dl bei ausgeprägter metabolischer Acidose war in der Blutgasanalyse (BGA) bestätigt, sie wurde zunächst mit konservativen Maßnahmen therapiert. Die Intensivstation und die Dialyse wurden informiert, der Patient ging nach Ausschluss einer knöchernen Verletzung direkt auf Intensivstation und konnte nach Etablierung eines Shaldon-Katheters dialysiert werden.

Warum erzähle ich Ihnen diesen Fall?

Aus meiner Sicht zeigt die Schockraumversorgung, dass bei maximal guter und strukturierter Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und Berufsgruppen der größtmögliche Benefit für die Patientinnen und Patienten resultiert.

Sollten wir dieses Bild nicht auf die Ärzteschaft und ihre gesundheits(politischen) Aufgaben und Ziele übersetzen?

Nur wenn alle zusammenarbeiten und zusammendenken, wenn die mit Recht unterschiedlichen Probleme und Anforderungen gehört werden, wenn alle mitgenommen werden und wir geschlossen Politik und Gesellschaft gegenübertreten, nur dann werden wir etwas bewirken können.

Klientelpolitik und gegenseitiges Ausgrenzen wird uns als Ärzteschaft nicht weiterbringen. Wir sind immer die zuletzt Verantwortlichen für die Patientinnen und Patienten. Das kann uns keine andere Berufsgruppe im Gesundheitssektor abnehmen.

Wir haben alle unsere spezifischen Bereiche und Aufgaben, und es wird nur zusammen funktionieren – so wie im Schockraum.

Dr. med. Christine Hidas, Präsidiumsmitglied der Landesärztekammer Hessen